Wir feiern Ehrlich!

Am 27. März 2021 wäre unser Namensgeber Ernst Ludwig Ehrlich 100 Jahre alt geworden. Ein willkommener Anlass für uns, das ganze Jahr über an Ehrlich zu erinnern und Euch unseren Namenspatron vorstellen.

ANTISEMITISMUS

Zu Ernst Ludwig Ehrlichs Lebenswerk gehört auch die fortwährende Beschäftigung mit und der unermüdliche Kampf gegen Judenfeindschaft in Europa. Seine Arbeit beginnt mit dem Antijudaismus der Katholischen und Evangelischen Kirche, der auch lange nach der Shoah noch fortbesteht und dem er gemeinsam mit Christ*innen in unterschiedlichen Dialogformaten entgegenwirkt.

In den achtziger Jahren hält Ehrlich den christlichen Antijudaismus nicht mehr für das zentrale Problem. Sorgen macht ihm jetzt insbesondere der wachsende Antizionismus in Europa. „Israel misst man mit völlig anderen Maßständen, als jeden anderen Staat in der Welt“, stellt er fest.

Ehrlichs Kommentare zum Zeitgeschehen zeigen mal einen vorsichtigen Optimismus, mal eine besondere Wachsamkeit gegenüber gesellschaftlichen Veränderungen. Schon Anfang 2000 erkennt er im Internet und anonymen digitalen Räumen einen neuen Katalysator für Verschwörungsmythen und Antisemitismus.

Obwohl der Kampf gegen Antisemitismus aus Ehrlichs Lebenswerk nicht wegzudenken ist, begreift er diesen nicht ausschließlich als Aufgabe der Jüdinnen und Juden. Er sei vor allem Aufgabe eines Staates, dessen Justiz seine Gesetze gegen Antisemitismus konsequent anwenden müsse.

Beim Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk war lange klar: Antisemitismus ist nicht unser Thema. Nach den rechtsextremistischen Anschlägen in Halle und Hanau, nach Attacken auf ELES-Stipendiat*innen und der zunehmenden Alltäglichkeit von Judenhass haben wir jedoch beschlossen, aktiv zu werden. 2020 haben wir das Aktionsprogramm „Nie wieder!? Gemeinsam gegen Antisemitismus & für eine plurale Gesellschaft“ initiiert. Das Projekt bildet Stipendiat*innen aller 13 vom Bund geförderten Begabtenförderungswerke zu antisemitismuskritischen Multiplikator*innen aus.

Zitat aus: Homolka, Walter/ Tobias Barniske (Hrsg./Hrsg.): Von Hiob zu Horkheimer. Gesammelte Schriften zum Judentum und seiner Umwelt von Ernst Ludwig Ehrlich. De Gruyter 2009, S. 316.

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