Wir feiern Ehrlich!
Am 27. März 2021 wäre unser Namensgeber Ernst Ludwig Ehrlich 100 Jahre alt geworden. Ein willkommener Anlass für uns, das ganze Jahr über an Ehrlich zu erinnern und Euch unseren Namenspatron vorstellen.
JUDENTUM
Was sind die Grundzüge des Judentums? Diese Frage prägt das Spätwerk Ernst Ludwig Ehrlichs. Antworten gab er in zahlreichen Aufsätzen. Dabei sah Ehrlich es keinesfalls als seine Aufgabe, mit christlichen Vorurteilen über das Judentum aufzuräumen. Ihm war wichtig, jüdische Pluralität zu zeigen und ihr eine eigene Stimme zu verleihen.
Ehrlich sah in der alten jüdischen Vorstellung vom Menschen als „Mitarbeiter Gottes in dessen Schöpfungswerk“ die Quelle jüdischen Denkens und Tuns. Jude oder Jüdin zu sein, das bedeutete für ihn nicht unbedingt das Festhalten an einer rituellen Lebensform. Wichtig sei, findet Ehrlich, im eigenen Leben zu verwirklichen, was das jüdische Volk seit Beginn der Geschichte geprägt habe: kritischer Geist und der Wille zur Gerechtigkeit. Dieser kritische Geist habe seinen Ursprung in den religiösen Texten. Geschichten aus dem Talmud zeigten, dass man bereits vor zwei Jahrtausenden die Suche nach der Wahrheit als göttliches Gebot verstand. So seien Juden und Jüdinnen seit Beginn ihrer Geschichte echte Nonkonformist*innen gewesen: „Es ist […] ein charakteristisches Merkmal für Menschen, die kritischen Geistes sind und den Willen zur Gerechtigkeit besitzen, dass sie bis heute einigermaßen umstritten sind“.
Couragiertes Einmischen, kritischer Geist und der Mut zur Uneindeutigkeit sind Eigenschaften, die viele ELES-Stipendiat*innen heute auszeichnen. Sie darin zu bestärken ist das Anliegen des ideellen Förderprogramms von ELES.
Zitat aus:
Homolka, Walter/ Tobias Barniske (Hrsg./Hrsg.): Von Hiob zu Horkheimer. Gesammelte Schriften zum Judentum und seiner Umwelt von Ernst Ludwig Ehrlich. De Gruyter 2009. S. 324f.