Rückblick Kooperationskolleg: Die Ränder der Religionen in Krisenzeiten
Ende November trafen sich 15 Stipendiat_innen von Konrad Adenauer Stiftung und Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk im Forum Humanum der Udo Keller Stiftung in Neversdorf . Thema des Kooperationskollegs: “Die Ränder der Religionen in Krisenzeiten. Abstruse Weltsichten, Verschwörungstheorien und Untergangsängste”.
In Zeiten weltweiter komplexer Krisen und Unruhen gedeihen im religiösen wie politischen Umfeld auch im 21. Jahrhundert abstruse Ideologien und Verschwörungstheorien, die zahlreiche Anhänger und – nicht zuletzt über digitale Medien – weite Verbreitung finden. Die Welt wird von geheimen Mechanismen und religiösen Komplotten, sinistren Machtmenschen und Glaubensführer_innen regiert und manipuliert – Extremist_innen und Populist_innen schüren solche Ängste und Feindbilder und propagieren „alternative Fakten“. Den Einstieg ins Thema lieferte Dr. Alexander Graeff mit einem kenntnisreichen Vortrag zur historischen Genese von Verschwörungsideologien und deren Zusammenhang zum Okkultismus am Beispiel der „Protokolle der Weisen von Zion“. Nach einer ausführlichen Diskussion wandten sich die Studierenden der von Dr. Dani Kranz entwickelten Theorie des Alloismus zu und den identititätsstiftenden Elementen von Verschwörungsideologien und den diesen immanenten Konstruktionen der „Anderen“. Anschließend wurden die Teilnehmenden, angeleitet von Florian Eisheuer, Referent bei der Amadeu Antonio Stiftung, selbst zu „Erweckten“: Sie entwickelten eigene, sehr kreative Verschwörungsideologien und verteidigten diese gegen kritische Nachfragen. Aus dem Zustand der „Schlafschafe“ befreit, überzeugt von der „Pasta-Verschwörung“ und aufgeklärt über die „wahren Ursachen“ der Verspätungen bei der Deutschen Bahn, analysierte die Gruppe am letzten Tag des Kollegs die „Dramaturgie der Intrige“ in Alfred Hitchcocks Film „Vertigo“. Der Vortrag von Prof. Dr. Michael Braun bereicherte das Kolleg um den literarischen und filmischen Blickwinkel und eröffnete zum Abschluss neue Perspektiven auf die Eingangsfragen des Kollegs.