Rückblick: ELES-Auslandsakademie New York (17.–24.11.2021)

Die New York Auslandsakademie fand in diesem Jahr erstmals im Rahmen des Jewish Future Forums, als Teil von ELES jedoch bereits zum sechsten Mal statt. Das Programm ist ein klarer Höhepunkt des ELES-Förderjahres. Partizipiert haben 12 außerordentlich engagierte Stipendiat*innen, darunter fünf Rabbinats- und Kantoratsstudierende. Ziel der Akademie ist es, die Stipendiat*innen mit der vielfältigen und pluralistischen jüdischen Gemeinschaft in New York vertraut zu machen und mit unserer Partnerorganisation, dem Leo Baeck Institut (LBI), in die Geschichte der deutsch-jüdischen Einwanderung einzutauchen.

An unserem ersten Tag besuchten wir das Jewish Theology Seminary (JTS). Prof. Dr. Jeffrey Kress hatte für unseren Besuch ein interessantes Programm zusammengestellt, das eine Führung und den Besuch von Bibliothek und Gebetsraum umfasste. Besonders beeindruckend war die Vorlesung mit Dr. David C. Kraemer und Rabbiner Schwartz, bei der uns einige der ältesten Bücher aus dem Bibliotheksbestand vorgestellt wurden, gefolgt von einer Einführung zu JTS mit Dr. Ismar Schorsch. Im Anschluss besuchten wir einen Workshop mit Dr. Layla Zami, Pratt Institute in Brooklyn/NY, Künstlerin und ELES-Alumna, zum Thema „Religion, Racism, and Repair: Historical & Contemporary Jewish Perspectives“. Die Studierenden diskutierten über Rabbi Abraham Joshua Heschels Rede „Religion and Race“, die er 1963 zu jüdischer Allianz und dem African American Civil Rights Movement gehalten hatte. Besprochen wurden Themen wie hevirat hakelim und tikun olam und wie sich die zentralen Punkte der Rede in das heutige Leben übertragen lassen. Abschließend kamen wir in den Genuss eines Tanzkurses. Der Workshop konnte freundlicherweise bei 1014 Spaces for Ideas stattfinden.
Am Abend waren wir Gast beim jährlichen award dinner des Leo Baeck Instituts. Bundespräsident Frank-Walther Steinmeier wurde mit der Leo Baeck Medaille geehrt. Wir konnten Herrn Steinmeier persönlich kennenlernen, ein klares Highlight des Programms.

Den Freitagmorgen nutzten wir für eine Reflektion der bisherigen Programmpunkte, Gespräche und Ereignisse. Mittags besuchte wir das Jewish Museum und die Ausstellungen „The Hare with Amber Eyes“ und „Afterlives: Recovering the Lost Stories of Looted Art“.
Für den Abend des Shabbats trennte sich die Gruppe. Ein Teil verbrachte den Kabbalat Shabbat Service bei B’nai Jeshurun, der mit seiner musikalischen Untermalung für Begeisterung sorgte. Der andere Teil der Gruppe feierte den orthodoxen Shabbat bei Magen David und freute sich über die Herzlichkeit mit der die Stipendiat*innen empfangen und aufgenommen wurden.
Den Shacharit Service am Samstagmorgen verbrachten wir in der Park Avenue Synagogue und Downtown Minyan. Beschlossen wurde der Shabbat mit einer Havdalah im Bronfman Center.
Den Sonntagmorgen verbrachten wir u. a. mit einer Walkingtour des Tenement Museums. Während der Tour „Outside the Home“ wurden wir durch einen Teil der Lower Eastside geführt, in dem im 18. und 19. Jahrhundert insbesondere viele jüdische Emigrant*innen gelebt und gearbeitet haben.

Die folgenden beiden Tage verbrachten wir im LBI unter der Obhut von Dr. Frank Mecklenburg. Zum Programm gehörten u. a. eine Einführung in das Center for Jewish History durch Lauren Gilbert und eine Führung durch die Ausstellung „Refuge in the Heights: The German Jews of Washington Heights“. Im Anschluss stellten Jonathan Brent und Melanie Meyers das YIVO Research Institute und die American Jewish Historical Society (AJHS) vor, die beide im Center for Jewish History verortet sind. Beim lunch talk beleuchtete Prof. Dr. Hasia Diner mit ihrem Vortrag „American Jews today and in history“ die besonderen historischen Bedingungen in den USA, die es der jüdischen Diaspora ermöglichten, schon während der „great Jewish migration“ im 19. Jahrhundert Akzeptanz in der Gesellschaft zu erlangen. Die Stipendiat*innen hatte immer wieder Zeit, sich mit ihren individuellen Forschungsprojekten zum Thema Resilienz zu beschäftigen.

Am Dienstagmittag teilten Bernie Blum, Josef Eisinger und Raymond Schrag ihre persönlichen Erfahrungen von Flucht und Emigration während des Zweiten Weltkrieges, ihre teilweise komplizierte Beziehung zu Deutschland bzw. Österreich und ihr Leben in ihrer „Wahlheimat“ mit uns. Im Anschluss stellten die Stipendiat*innen ihre Forschungsthemen vor und diskutierten diese mit Prof. Dr. Atina Großmann und Dr. Frank Mecklenburg.

Die New York Akademie war sehr erfolgreich. Wir danken allen Teilnehmenden sehr für diese großartigen Tage!

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