Pressemitteilung: Jüdisches Studienwerk feierte zehnjähriges Bestehen in Berlin und zeichnete Charlotte Knobloch mit der Ernst Ludwig Ehrlich Medaille für die Wissenschaften und Künste aus. Die Laudatio hielt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Gestern Abend feierte das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk (ELES) in Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seinen 10. Geburtstag. Rund 340 Gäste kamen zum Festakt ins Jüdische Museum Berlin. Im Rahmen der Feier ehrte das Begabtenförderungswerk der jüdischen Gemeinschaft Charlotte Knobloch mit der Ernst Ludwig Ehrlich Medaille für die Wissenschaften und Künste. „Als seine Schirmherrin und eine der wichtigsten Gründungsgestalten hat sich Charlotte Knobloch seit der Gründung von ELES auf einzigartige Weise für die Förderung einer künftigen Verantwortungselite der jüdischen Gemeinschaft engagiert“, begründete der Vorstand des Studienwerks die Auszeichnung.

Eine Schweigeminute für die Toten und Verletzten des Angriffs in Halle eröffnete den Abend. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte: „Meine Gedanken sind bei den Ermordeten, den Verletzten des gestrigen Tages und ihren Angehörigen, und sie sind bei denen, die gestern darauf vertrauen mussten, dass eine Tür standhält und Schlimmeres verhüten möge. Meine Gedanken sind bei den Mitgliedern aller jüdischen Gemeinden in Deutschland, die dieser Anschlag in Angst versetzt hat.“ Steinmeier betonte: „Der Staat muss Verantwortung übernehmen für jüdische Leben in Deutschland, und unsere Solidarität muss sichtbar werden. Die Vergangenheit mahnt uns.“ Der Bundespräsident bedankte sich bei Knobloch für ihr Lebenswerk und ihr Engagement, auch für die „liberale und weltoffene Gesellschaft“.

Charlotte Knobloch erinnerte in ihrer Dankesrede daran, dass im Hinblick auf die „Sicherheit jüdischen Lebens noch viel zu tun bleibt.“ Sie bekräftigte die Bedeutung des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerkes: „ELES trägt bis heute entscheidend dazu bei, das Zukunftspotenzial der jüdischen Gemeinschaft voll auszuschöpfen.“ Sie ergänzte: „Wenn wir heute davon sprechen, dass jüdische Menschen in unserer Gesellschaft und in der öffentlichen Debatte hörbar, sichtbar und wahrnehmbar sein sollen, dann denken wir dabei vor allen Dingen an die Stipendiaten und Alumni des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerkes und an ihren schon heute beeindruckenden Beitrag zu Wissenschaft, Kultur und eben gesellschaftlichem Leben. Wir denken an eine Renaissance jüdischen Lebens und an neues jüdisches Selbstbewusstsein.“

Zum Abschluss des Festakts sangen die Anwesenden gemeinsam Adon Olam.

ELES förderte und fördert seit seiner Gründung 800 Stipendiat_innen. Anlässlich des Jubiläums veröffentlichte das Werk seine erste Verbleibstudie „Labor. Diskursmaschine. Familie“. Zu den zentralen Ergebnissen der Studie zählt, dass sich 84 % der Ehemaligen während ihrer Förderzeit, 43 % auch danach gesellschaftspolitisch engagiert haben. Für 79 % der Ehemaligen hat die Förderung ihr Interesse an jüdischen Themen vergrößert, 66 % erklären, in ihrer jüdischen Persönlichkeits-entwicklung positiv beeinflusst worden zu sein. 20 % der Ehemaligen haben Vereine, Start-Ups oder Projekte gegründet oder mitgegründet. Darunter u. a. die Jüdische Studierendenunion Deutschland (JSUD), Studentim, das Magazin „Jalta. Positionen zur jüdischen Gegenwart“, Keshet Deutschland oder das Start-Up Mitzve Now.

Foto: Stephan Pramme

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