Portrait ELES-Auslandsförderung: Dora Goldsmith

In dieser Reihe werden Stipendiat_innen vorgestellt, die mit der Unterstützung von ELES im Ausland forsch(t)en. Dora Goldsmith reiste Mithilfe der ELES-Auslandsförderung nach Chicago, USA.

  • Sie sind gerade aus den USA zurückgekehrt. Wo genau waren Sie und was haben Sie dort gemacht? Welche Relevanz hatte der Aufenthalt für Ihr Studium?

Auf Einladung des Oriental Institute of the University of Chicago hielt ich einen einstündigen Gastvortrag mit dem Titel Smellscapes in Ancient Egypt. Meine Forschung über Gerüche der altägyptischen Stadt basiert hauptsächlich auf schriftlichen Quellen, die ich in den letzten zwei Jahren meines Dissertationsprojektes gesammelt habe. Ziel dieser Recherche ist es, die olfaktorische Welt der hochurbanisierten altägyptischen Gesellschaft in einer Stadt zu rekonstruieren. Welche Gerüche haben die Stadtbewohner umgegeben? Wie haben sich die Gerüche von Stadtteil zu Stadtteil verändert? Wie haben die Tempel, Paläste, Gärten, Bibliotheken, Werkstätten, Privathäuser und Straßen gerochen? Welche Düfte haben die Stadt während Festivitäten dominiert? Wurde die Hauptwindrichtung oder der üble Geruch einiger Berufe (z. B. Schmiede, Köhler, Schuster) bei der Stadtplanung berücksichtig? Wie hat die Nekropole, die Stadt der Verstorbenen, im Verhältnis zur belebten Stadt gerochen?

Nach dem Vortrag betrieb ich Museumsrecherche im Oriental Institute. Dabei studierte ich jedes für meine Arbeit relevante Objekt des Museums gründlich. Darüber hinaus las ich alle vorhandenen Inschriften der Sammlung, um zu kontrollieren, ob sie für meine Recherche relevant sein könnten.

  • Warum haben Sie sich für dieses Land bzw. für diese Institution entschieden?

Das Oriental Institute hat mich gemeinsam mit dem Fach Computer Science der University of Chicago eingeladen, einen Gastvortrag über meine Recherche zu halten. Das Oriental Institute of the University of Chicago ist ein weltführendes Forschungszentrum der Ägyptologie und der Vorderasiatischen Archäologie, welches sich stets für neue und einzigartige Forschungsthemen interessiert und die modernsten Forschungsmethoden anwendet. Da im Fach Computer Science auch olfaktorische Kunst und die digitale Darstellung von Gerüchen erforscht und unterrichtet werden, ist mein Dissertationsthema für dieses Institut von hoher Relevanz. Darüber hinaus verfügt das Museum des Oriental Institute über eine ägyptische Sammlung mit über 30.000 Artefakten, deren Mehrzahl noch unpubliziert ist.

  • Welches Erlebnis war ganz besonders für Sie?

Mein Vortrag in Chicago wurde von Düften und Geruchsproben begleitet. Nachdem ich den Geruch eines Stadtteiles anhand der schriftlichen Belege, Karten und 3D-Modelle der jeweiligen Gebäude veranschaulichte, gab ich dem Publikum eine Probe dieses Geruches zum Riechen. Es war besonders schön zu sehen, dass das Publikum ein großes Vergnügen am olfaktorischen Erlebnis hatte – das alte Ägypten ist durch ihre Nase zum Leben erwacht.

  • Welchen Eindruck haben Sie vom jüdischen Leben vor Ort gewinnen können?

Ich war froh zu entdecken, dass im Oriental Institute einige Israelis forschen. Ich habe sogar eine Bekannte aus meinem Bachelorstudium in Israel wiedergetroffen – eine israelische Frau, die zurzeit eine Postdoc-Stelle im Oriental Institute innehat. Wir haben damals beide im gleichen Archäologischen Institut an der Hebrew University of Jerusalem studiert. Es ist eine kleine Welt.

Copyright aller Fotos: Dora Goldsmith

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