ELES bei der Sommerakademie der Begabtenförderungswerke 2025

Die Sommerakademie der Werke 2025 tagte vom 17.-22. August unter dem Leitthema „Wir müssen reden! – Debattenkultur im Diskurs pluraler Weltanschauungen“. Die jährliche Zusammenkunft der 13 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Begabtenförderungswerke soll es den Stipendiat*innen der Bildungswerke ermöglichen, in den Dialog zum gegenwärtigen Stand der Demokratie und ihrer Entwicklung in einer sich stark wandelnden Welt zu treten. Die Sommerakademie wird von der Studienstiftung des deutschen Volkes ausgerichtet. Das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk brachte den Programmpunkt „Rechtsextremismus und Erinnerungskultur: Streiten für die Demokratie“ ein. Das Seminar fand unter Leitung von Imke Kummer und Konstantin Seidler statt. Hier die Kurzbeschreibung des Inhaltes:

Deutschland gilt vielerorts als ein Vorzeigemodell der Erinnerungskultur, als „Aufarbeitungsweltmeister“. In Solidarität mit den Opfern des 7. Oktober 2023 wurde das „Nie wieder!“ nicht nur ans Brandenburger Tor projiziert – die Losung ist wie keine Andere elementar für das Selbstverständnis der deutschen Demokratie. In der Leipziger Autoritarismus-Studie aus dem Jahr 2024 kommen die Forscher*innen jedoch zu dem Ergebnis, dass „über 60 % der Befragten [finden], dass man sich ‚lieber gegenwärtigen Problemen widmen [sollte], als Ereignissen, die mehr als 70 Jahre vergangen sind‘, und fordern damit implizit, einen ‚Schlussstrich‘ unter die nationalsozialistische Vergangenheit zu setzen”.

Seit Jahren werden Gedenkstätten und Erinnerungsorte angefeindet und verzeichnen vermehrte Angriffe auf ihre Arbeit. Die Relativierung des Holocaust – von unangemessenen Gleichsetzungen bis hin zu Verharmlosungen wie der Darstellung als „Vogelschiss in der Geschichte“ – zeigt, wie tief Schuldabwehr und Täter-Opfer-Umkehr in Teilen der Gesellschaft verankert sind. Diese Denkweisen beschränken sich dabei längst nicht nur auf rechtsextreme Akteur*innen. Nicht zuletzt die jüngsten Wahlergebnisse zeigen, dass rechtsextreme Einstellungen wie Rassismus, Antisemitismus und Demokratiefeindlichkeit in Teilen der Gesellschaft normalisiert sind.

Wie steht es also um die Erinnerungskultur heute? Wie kann die Behauptung der erfolgreichen Aufarbeitung angesichts dieser Entwicklungen standhalten? Vielmehr scheinen die Errungenschaften der Erinnerungskultur unter Druck zu stehen. Erinnerungskultur ist nicht nur ein gesellschaftlicher Konsens, sondern auch ein Raum für kontroverse Debatten. Wie diskutieren wir in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft über Geschichte, Schuld und Verantwortung? Und wie schaffen wir eine Debattenkultur, die die Demokratie stärkt und gleichzeitig klare Grenzen gegen antidemokratische Positionen zieht? Im Seminar wollen wir gemeinsam analysieren, welche Herausforderungen Erinnerungskultur und Debattenkultur heute begegnen – und wie wir Antworten darauf finden können, die den demokratischen Diskurs stärken.

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