ELES-Alumnus und Gründer von MitzveNow – 5 Fragen an Dr. Nathan Kaplan

Tikkun Olam, Tzedakah, Chinuch oder Kaschrut und ein jüdisches Startup – Fünf Fragen an Dr. Nathan Kaplan, ELES-Alumnus und Gründer von MitzveNow

Dr. Kaplan, Sie haben in London, New York City, Jerusalem und Heidelberg studiert und international als Unternehmensberater und COO gearbeitet. 2018 haben Sie in Frankfurt am Main das Startup MitzveNow gegründet. Warum?

Die zunehmende Nachfrage nach sogenannten Abo-Box-Modellen, die diverse Zielgruppen regelmäßig mit kuratierten Produkten online bedienen, hat mich interessiert: Existiert ein solches Angebot auch für den jüdischen Jahres- und Lebenszyklus? Dass dies in Europa noch nicht der Fall war, empfand nicht nur ich als schade. Das bewegte mich zur Gründung.

Was ist die Idee von MitzveNow?

Hochwertige, zeitgemäße, koschere Produktangebote mit spannenden Partner_innen zu entwickeln und diese bundesweit anzubieten, in edlem Design und einem ansprechenden Online-Shop. Und dabei einen Fokus auf soziale und ökologische Verantwortung zu setzen.

Sie sind Wirtschaftsethiker und haben, gefördert von ELES, an der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg zu jüdischer Wirtschaftsethik promoviert. Welchen ethischen Werten fühlen Sie sich unternehmerisch verpflichtet und wie haben Sie diese bei MitzveNow umgesetzt?

Während eines educational leaves durfte ich, gefördert von ELES, eine talmudische Perspektive auf Managementethik entwickeln. Nun bin ich dankbar für die Chance, Inspirationen und Weisungen wie Tikkun Olam, Tzedakah, Shabbat, Chinuch und Kaschrut im Kontext eines jüdischen Startups aufzunehmen. Umgesetzt bedeutet dies zum Beispiel: Bio-Challah und Shabbat-Bienenwachskerzen von MitzveNow, in Kooperation mit der Zentralwohlfahrtsstelle für Juden in Deutschland (ZWST) das erste bundesweit verfügbare Shabbat-Set, Produkte entwickelt mit Werkstätten für behinderte Menschen wie der Wachsmanufaktur Mainz und festliche Sets verpackt im Atelier Eastend. Wenn einmal finanzieller Gewinn erwirtschaftet wird, Spenden von mindestens 10% für Arme, Umwelt und Tora, Kooperationen mit regionalen Künstler_innen, Unterstützung von Israel, durch u. a. den Verkauf von leckeren Teperberg- und Recanati-Weinen sowie durch die Zusammenarbeit mit World International Zionist Organization (WIZO) an einer Chanukka-Box.

ELES feiert 2019 seinen 10. Geburtstag. Im Jubiläumsjahr interessiert uns natürlich ganz besonders, was die Ehemaligen über ihre Jahre „mit ELES“ erzählen. Die ideelle Förderung von ELES zielt u. a. auf die Stärkung jüdischer Identität und die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung ab. Wie hat das Studienwerk Sie geprägt?

Mazal tov, ELES! Dialogfähigkeit und Erkennen möglicher und notwendiger Brücken in der Gesellschaft sind Kompetenzen, bei deren Entwicklung die Förderung durch ELES mir sehr geholfen hat. Die ideellen Veranstaltungen und deren Dozent_innen, der Austausch mit Stipendiat_innen und dem ELES-Team waren inspirierend und haben auch viel Spaß gemacht. Mein Vertrauensdozent Prof. Dr. Micha Brumlik hat mich sehr darin unterstützt, über jüdische Wirtschaftsethik in der Öffentlichkeit zu publizieren und zu sprechen. Die Geburt von ELES, als ich gerade mit meinem M.A., begann war für mich ein großes Glück.

Am 10. Mai 2019 feiern ELES-Stipendiat_innen im Berliner ELES-Haus einen Jubiläums-Shabbat. Damit Stipendiat_innen in ganz Deutschland partizipieren können, kooperieren wir mit MitzveNow. Alle, die an diesem Tag mit uns feiern möchten, erhalten ein Shabbat-Set. Was bedeutet Ihnen dieser dezentrale Jubiläums-Shabbat?

Als Stipendiat hätte ich mich über das Mitfeiern an einer solch schönen Aktion sehr gefreut! Es ist wirklich eine geniale Idee und große Geste der ELES-Geschäftsführung, zur gemeinsamen Shabbat-Feier auf diesem innovativen und verbindenden Weg einzuladen. Ich danke für das Vertrauen in das noch junge Startup MitzveNow, diesen Jubiläums-Shabbat begleiten zu dürfen und freue mich sehr über die positive Resonanz der Stipendiat_innen.
Shabbat Shalom und viel Freude beim Jubiläums-Shabbat, lechaim!

Foto: FM Fotografie, Rudi Feuser.

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