25.08.2021: Live-Talk „Christentum und Antisemitismus“

Mit Dr. Claudia Lücking-Michel, ao. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Treitler und Prof. Dr. Micha Brumlik. Moderation: Jo Frank

Mittwoch, 25. August 2021, 18:00 bis 19:00 Uhr

Interaktives Live-Gespräch auf Facebook

Passionsspiele, die ohne christlichen Antijudaismus auskommen, die Plakat- und Social Media-Kampagne #beziehungsweise der Evangelischen und Katholischen Kirche, die Berührungspunkte zwischen Judentum und Christentum betonen soll und Antisemitismusbeauftragte in beiden Kirchen: Im jüdisch-christlichen Dialog hat sich einiges getan. „Man musste wirklich von vorne anfangen, konnte nichts voraussetzen“, sagte der Begründer des jüdisch-christlichen Dialogs in Deutschland und Namenspatron von ELES, Ernst Ludwig Ehrlich, einst über die Anfänge der Dialogarbeit in den 1950er Jahren. Dieser Dialog war vielfach von antisemitischen und antijudaistischen Ressentiments und Abwehrreaktionen seitens der Kirchen geprägt. Judenfeindliche Topoi waren und sind integrale Bestandteile der christlichen Religions- und Geistesgeschichte, die bis heute in Kirchengebäuden anzutreffen sind, z. B. in Form der „Judensau“ und dem Figurenpaar Ecclesia und Synagoga.

Der christliche Antijudaismus, der die Grundlagen für den Antisemitismus der Nationalsozialist*innen mit bereitete, wirkt auch gegenwärtig. So ist die nationalkonservative Wochenzeitung Junge Freiheit mit den traditionalistischen Strömungen innerhalb beider Kirchen verbunden, und bemüht schon seit Jahrzehnten einen nationalistisch grundierten, christlichen Antisemitismus. Rechtsextremist*innen und Vertreter*innen von Verschwörungsmythen schöpfen moderne antisemitische Narrative aus dem Fundus christlicher Texte. Die Verbindungen zwischen christlichen Kirchen und der AfD sorgen weiter für Diskussionen. Bei antisemitischen Vorfällen und insbesondere, wenn es um israelbezogenen Antisemitismus geht, reagieren Kirchenvertreter*innen häufig zögerlich. Wie offen sind die traditionalistischen Strömungen innerhalb der Kirchen für nationalkonservative Allianzen? Wird die Wirkung, die die antijudaistischen Passagen innerhalb der christlichen Texte haben, unterschätzt? Welche Rolle können die Kirchen bei der Bekämpfung von Verschwörungsmythen leisten, die auf christliche Narrative zurückgehen?

Unsere Gäste:

Dr. Claudia Lücking-Michel ist katholische Theologin. Von 2004 bis 2013 war sie die Generalsekretärin des Cusanuswerks. Sie ist Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Zudem ist Dr. Lücking-Michel als Geschäftsführerin von AGIAMONDO e. V. tätig. AGIAMONDO ist der staatlich anerkannte, katholische Personaldienst in Deutschland. Von 2013 bis 2017 war Dr. Lücking-Michel Mitglied des deutschen Bundestags, für den sie in diesem Jahr erneut kandidiert.

Ao. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Treitler war als Religionslehrer an einem einem Wiener Gymnasium tätig. Kurz darauf übernahm er eine Lehrtätigkeit an der Pädagogischen Akademie / Pädagogischen Hochschule in Krems/Donau. 1998 habilitierte er im Fach Fundamentaltheologie an der Universität Wien. Treitler studierte zudem Judaistische Studien. 2018 wurde er Vizestudienprogrammleiter, seit 2020 ist er Vizedekan und Studienprogrammleiter der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. Seine Bibliographie umfasst über 300 Publikationen aus dem Bereich jüdischer Literatur des 20. Jhdts. sowie zu jüdisch-christlichen Themen und zum sexuellen Missbrauch.

Prof. Dr. Micha Brumlik ist Erziehungswissenschaftler, Publizist und Mitglied des ELES-Beirats. Nach einem Studium der Pädagogik und Philosophie in Jerusalem und Frankfurt am Main war er wissenschaftlicher Assistent der Pädagogik in Göttingen und Mainz, danach Assistenzprofessor in Hamburg. Von 2000 bis 2013 war Brumlik Professor am Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main mit dem Schwerpunkt „Theorie der Erziehung und Bildung“. Daneben leitete er von 2000 bis 2005 als Direktor das Fritz Bauer Institut in Frankfurt am Main.

Eine Veranstaltung im Rahmen des ELES-Programms „Nie wieder!? Gemeinsam gegen Antisemitismus & für eine plurale Gesellschaft“.

Das Gespräch wird live auf der Facebook-Seite von ELES gestreamt. Fragen können dort über das Kommentarfeld gestellt werden. Das Video wird danach auf dem YouTube-Kanal von ELES veröffentlicht.

Link zum Livestream:
https://www.facebook.com/ELES.Studienwerk/

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