16.05.22: Podiumsdiskussion “Antislawismus, Antisemitismus und die Gegenwart des Krieges”
Am 16. Mai 2022, 19 Uhr, diskutieren Erica Zingher (Journalistin), Lena Gorelik (Autorin) und Marlene Schönberger (MdB Bündnis90/DIE GRÜNEN) mit Dr. Maja Vataman (ELES) im Münchner Künstlerhaus (Lenbachplatz 8, 80333 München) über „Antislawismus, Antisemitismus und die Gegenwart des Krieges“. Das Gespräch wird zeitgleich auf der Facebookseite von ELES gestreamt. Die Veranstaltung ist kostenfrei, eine Anmeldung ist weder für die Präsenzveranstaltung noch für den Livestream nötig.
INFOS ZUR VERANSTALTUNG:
Seit über zwei Monaten führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Millionen von Menschen sind auf der Flucht, Hunderttausende suchen in der Bundesrepublik Schutz. Sie kommen in ein Land, in dem der Blick auf Osteuropäer*innen von Vorurteilen geprägt ist und eine Aufarbeitung von antiosteuropäischem und antislawischem Rassismus kaum stattgefunden hat.
Der Krieg hält auch den jüdischen Gemeinden in Deutschland schonungslos einen Spiegel vor. Wurde jahrzehntelang nur von „den Russen“ als monolithischem Block gesprochen und der Auseinandersetzung mit der Diversität jüdischer Gemeinden ausgewichen, muss jetzt auf die Spannungen und Spaltungen in den Gemeinden reagiert werden. Auch in jüdischen Institutionen wurde versäumt, postsowjetische Stimmen anzuerkennen, ihre Marginalisierung zu bekämpfen und Differenzen zu akzeptieren. In diesen Auseinandersetzungen spiegelt sich der Antislawismus der Gesamtgesellschaft. Kann jetzt eine ernsthafte Auseinandersetzung mit antislawischem Rassismus gelingen? Wie kann verhindert werden dass die unbürokratische Gestaltung der Zuwanderung von Juden*Jüdinnen aus der Ukraine und die Aufnahme vieler Frauen und Kinder als Wiedergutmachung empfunden wird, die eine ernste Auseinandersetzung mit Antisemitismus und Rassismus im Land erschwert?
Unsere Gäste:
Erica Zingher hat Europäische Ethnologie und Gender Studies in Berlin sowie Osteuropastudien in Hamburg studiert. Thematisch beschäftigt sie sich insbesondere mit Demokratie und Zivilgesellschaft in Russland und Osteuropa. Journalistische Stationen unter anderem bei Spiegel Online und ZEIT Online. Heute arbeitet sie als Redakteurin für Gesellschaft und Medien bei der taz und als freie Podcasterin.
Lena Gorelik, geboren in Sankt Petersburg, kam 1992 mit ihrer russisch-jüdischen Familie als „Kontingentflüchtling“ nach Deutschland. Gorelik hat nach ihrer Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München Osteuropastudien studiert. Die Autorin und Essayistin wurde u. a. mit dem Bayerischen Kunstförderpreis, dem Ernst-Hoferichter-Preis und dem Förderpreis Friedrich-Hölderlin-Preis ausgezeichnet. Gorelik schreibt Essays und Reportagen u. a. für DIE ZEIT und die Süddeutsche Zeitung. Ihr jüngster Roman „Wer wir sind“ erschien 2021 im Rowohlt Verlag.
Marlene Schönberger ist seit 2010 Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen. 2018 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bayerischen Landtag, von 2019 bis 2021 Vorsitzende des Vereins Queer in Niederbayern. Seit 2021 ist sie Mitglied des Deutschen Bundestags. Ihre Themenschwerpunkte sind u. a. Verschwörungstheorien, Populismus, Antisemitismus und LGBTIQ+-Rechte.
Moderation:
Dr. Maja Vataman studierte Soziologie an der Ruprecht-Karls Universität Heidelberg und Public Policy an der Hertie School of Governance. Im Rahmen Ihrer Dissertation beschäftigte sie sich mit Identitätskonstruktionen von aus der ehemaligen Sowjetunion stammenden jüdischen Jugendlichen. Seit 2021 leitet sie das Programm „Nie wieder!? Gemeinsam gegen Antisemitismus & für eine plurale Gesellschaft“ des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks.
Eine Veranstaltung im Rahmen von „Nie wieder!? Gemeinsam gegen Antisemitismus & für eine plurale Gesellschaft“. Das Programm des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks (ELES) fördert den gemeinsamen Kampf gegen Antisemitismus und für eine offene und plurale Gesellschaft.