Berlin, 28. Februar 2023

 

Am Donnerstag hat das Landgericht Berlin (Az.27 O 16/23) alle strafrechtlichen Vorwürfe des Zentralrats der Juden in Deutschland vom Dezember gegen mich als unbelegte Verdachtsäußerungen verboten.

Das gibt mir die innere Freiheit, als Vorsitzender des Vorstands des Ernst-Ludwig-Ehrlich-Studienwerks e.V. mit Wirkung zum 25. März 2023 zurückzutreten.

Auf der Mitgliederversammlung am 26.3.2023 kann ein neuer Vorstand gebildet werden, der sich den Werten Ernst Ludwig Ehrlichs verpflichtet fühlt. Ich werde nicht kandidieren.

Ich danke Frau RA Katarina Seidler und Herrn RA Benno Bleiberg, die seit Mai 2022 kommissarisch die Leitung von ELES innehatten. Und ich wünsche dem ELES-Team unter Führung von Geschäftsführerin Dr. Michal Or-Guil von Herzen viel Erfolg: damit Jüdische Begabtenförderung weiterhin eine Geschichte mit Zukunft ist.

 

Rabbiner Prof. Dr. Walter Homolka

 

 

Forum für Promovierende

30.11. bis 02.12.2022

Begegnungsstätte Schloss Gollwitz

 

Beim  zweiten Forum für Promovierende, das vom 30.11. bis 02. 12.2022 erneut in der Begegnungsstäte Schloss Gollwitz, Brandenburg, veranstaltet wurde, wurde erstmalig die Begrüßung der zum Oktober neu aufgenommenen Promovierenden in ein klassisches ELES-Forum integriert. So trafen acht neue Stipendiat*innen auf acht ELES-Doktorandinnen, die bereits länger in der Förderung sowie im Promotionsprozess verankert sind.

Nachdem die Teilnehmenden am ersten Tag ausführlich Gelegenheit hatten, sich und ihre Promotionsprojekte vorzustellen und einander näher kennenzulernen, wurde der zweite Tag für die Beschäftigung mit verschiedenen Herausforderungen des Promovierens genutzt. Dabei setzten sich die Stipendiat*innen in Kleingruppen mit möglichen Hürden im Promotionsverlauf auseinander, etwa im Schreibprozess, beim Umgang mit der Materialfülle oder der Frage nach dem „richtigen“ Fokus angesichts der Erwartung von wissenschaftlicher Reputation und Sichtbarkeit. Gemeinsam wurden Lösungsstrategien und Handlungsoptionen erarbeitet, die dabei helfen sollen, aus den Herausforderungen keine Krisen werden zu lassen.

Den Tag beendete ein Vortrag von Cassandra Gerber vom Verein „Erste Generation Promotion e.V.“, die mit den Teilnehmenden über die Themen soziale Herkunft und Bildungsgerechtigkeit im deutschen Hochschulsystem sprach und etwa den Umgang mit Fremdheitsgefühlen, Informationsdefizite und kulturelle Vorbehalte im Familienumfeld diskutierte. Das Thema wurde aus den Reihen der Promovierendenschaft an die Organisator*innen herangetragen und wird sicherlich auch zukünftig bei ELES eine Rolle spielen.

Der dritte und letzte Tag des Forums wurde schließlich genutzt, um einzelnen Stipendiat*innen die Möglichkeit zu geben, ihre Projekte ausführlicher vorzustellen und aktuelle Fragen methodischer, inhaltlicher oder organisatorischer Art gemeinsam zu besprechen.

Wir danken den Teilnehmenden für drei intensive wie produktive Tage im winterlich-verschneiten Brandenburg, für die Kommunikationsfreude und den Unterstützungswillen aller Beteiligten und nicht zuletzt der Begegnungsstätte für die wunderbare Betreuung.

Kunst in den Religionen. Religionen in der Kunst

20.-22.11.2022

Digital

 

Kooperationskollegs mit der Konrad-Adenauer-Stiftung gehören seit vielen Jahren zum regulären ELES-Programm. So hatten auch in diesem Jahr 10 ELES-Stipendiat*innen die Gelegenheit, sich mit zehn Stipendiat*innen der Konrad-Adenauer-Stiftung zum Thema „Kunst in den Religionen. Religionen in der Kunst“ auszutauschen. Das digitale Kooperationskolleg fand vom 20. bis 22. November statt und konzentrierte sich in der inhaltlichen Ausrichtung auf die drei monotheistischen Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam.

Die dreitägige Veranstaltung befasste sich u. a. mit der Rolle des Bildes aus kunsthistorischer Perspektive und der Rolle von Tradition, religiösem Text und Auftraggeber für die Entstehung religiöser Bildwerke. So erarbeiteten die Stipendiat*innen zunächst mittels ausgewählter Lektüre die kunsthistorisch-theologische Grundlage des Verhältnisses von Kunst und Religion in Christentum, Judentum sowie Islam, um sich anschließend  mit zeitgenössischen Beispielen der Verknüpfung dieser beiden Bereiche zu beschäftigen. So sprachen sie etwa mit Pfarrer Hannes Langbein von der Stiftung St. Matthäus und Mirjam Wulff vom Kulturbüro Elisabeth, beide Berlin, über Kunst im kirchlichen Raum und das Neben- und Miteinander von Glaube und Kultur, von Sakralem und Profanem. Der Workshop der israelischen Künstlerin Adi Liraz wiederum nahm die Stipendiat*innen mit auf eine Reise in die Familiengeschichte der Künstlerin und ihr daraus resultierendes, eigenes künstlerisches Schaffen. In kurzen Übungen lud Adi Liraz die Teilnehmenden ein, persönliche Zugänge zur kreativen Auseinandersetzung mit der eigenen Autobiografie zu entwickeln. Spannende Einblicke in die islamische Bilderwelt sowie in die Arbeit eines Kurators bot abschließend der Vortrag von Axel Langer, Kurator für die Kunst des islamischen Nahen und Mittleren Ostens im Museum Rietberg, Zürich, der mit den Teilnehmenden Genese und Objekte seiner Ausstellung „Im Namen des Bildes. Das Bild zwischen Kult und Verbot in Islam und Christentum“ diskutierte.

Wir danken allen Beteiligten, den Referent*innen, Gästen sowie insbesondere den aktiven Stipendiat*innen von ELES und KAS für einen intensiven und spannenden Austausch zu einem Thema, das sicherlich noch weiteren Raum zur eingehenden Beschäftigung bietet.

Foto: Adi Liraz fotografiert von Eva Giannakopoulou

 

 

Essay-Wettbewerb

zum Gedenkjahr „70 Jahre Luxemburger Abkommen“

Weiter Verantwortung tragen – Verantwortung weitertragen

 

Ein Essay-Wettbewerb des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks für Stipendiat*innen der 13 Begabtenförderungswerke der Bundesrepublik Deutschland

Am 10.9.2022 jährt sich zum 70. Mal die Unterzeichnung des Luxemburger Abkommens von 1952 der Bundesrepublik Deutschland mit Israel. Das Luxemburger Abkommen war eine wichtige Grundlage für die darauffolgenden Regelungen zur materiellen „Wiedergutmachung“ nationalsozialistischen Unrechts.

Das Abkommen prägt die Beziehung zwischen Deutschland und Israel zum Teil bis heute. Aber diese Beziehungen gehen weit darüber hinaus: Jugendbegegnungen, Dialogveranstaltungen, Austausch auf fast allen gesellschaftlichen Ebenen – deutsch-israelische Beziehungen sind inzwischen eng, einmalig und vielfältig.

Nie zuvor in der Geschichte gab es individuelle Entschädigungs-zahlungen für die Opfer von Gräueltaten. Bis zu ihrem Lebensende erhalten Überlebende der NS-Verbrechen Kompensationsleistungen aus Deutschland. Doch darf die „Wiedergutmachung“ dann enden, wenn es keine Zeitzeug*innen mehr gibt?

Das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk (ELES) lobt einen Essay-Wettbewerb für Stipendiat*innen aller 13 Begabtenförderungswerke aus, um weitere Formen möglicher Verantwortungsübernahme für die Gesellschaft und für jede*n Einzelne*n zu erdenken.

Dabei werden die Stipendiat*innen eingeladen, in einem Essay kritisch zu reflektieren, was das Luxemburger Abkommen für die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, ihre Identität, das Verhältnis Deutschlands zu Israel und für die Zukunft unserer Gesellschaft im In- und Ausland bedeutet.

Was heißt es, weiter Verantwortung zu tragen und Verantwortung weiterzutragen? Was kann jede*r Einzelne dafür tun? Und was bedeutet das für die heutige Generation von Jüdinnen*Juden, von Sinti*zze und Rom*nja, von allen weiteren Verfolgten – und was für die Gesellschaft in Deutschland und für den Dialog mit den Ländern, in denen die Familien der Opfer heute leben?

Aus den eingesendeten Essays wird eine Jury die fünf besten Texte auswählen, die jeweils mit einem Geldpreise in Höhe von 500,-€ prämiert werden. Die ausgewählten Essays werden im Rahmen der Gedenkveranstaltung „70 Jahre Luxemburger Abkommen“ des Bundesministeriums der Finanzen am 15. September 2022 bekannt gegeben.

Die Essays sollen maximal 10.000 Zeichen umfassen. Einsendeschluss ist der 1. September 2022. Ihre Essays sowie einen kurzen CV schicken Sie bitte unter Angabe des fördernden Werkes an info@eles-studienwerk.de mit dem Betreff „Essay-Wettbewerb Luxemburger Abkommen“.

 

Gemeinsam mit DAGESH. Jüdische Kunst im Kontext und Dialogperspektiven. Religionen und Weltanschauungen im Gespräch lädt ELES zu einem Benefizabend für die Ukraine in die Bar ada nach Berlin-Neukölln.

Ein Abend mit Musik, Texten und Performance-Kunst von: Yuriy Gurzhy, Lana Lux, Ganna Grynivna & Atilla Muehl, Yevgeniy Breyger und Pavel Franzusov.

Seit über zwei Monaten ist Krieg in der Ukraine. Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ist von dem Angriffskrieg ganz besonders betroffen. Etwa 45 Prozent der hier lebenden Jüd*innen kommen aus der Ukraine oder haben Familie dort. DAGESH, ELES und Dialogperspektiven möchten mit einer Benefizveranstaltung Spenden für die Ukraine sammeln. Die Einnahmen des Abends gehen an die Organisation Ukraine TrustChain, die wichtige humanitäre Hilfe in der Ukraine leistet.

Mit:
Yuriy Gurzhy ist gebürtiger Ukrainer und Wahlberliner. Er ist Musiker, DJ, Produzent und Radiomoderator. 2021 erschien „Fokstroty“, Lieder zu den Texten ukrainischer Autoren aus der Zeit der Hingerichteten Renaissance, die Gurzhy zusammen mit Serhij Zhadan eingespielt und eingesungen hat.

Lana Lux ist eine in Berlin lebende Schriftstellerin, Illustratorin und Schauspielerin ukrainisch-jüdischer Herkunft. 2017 erschien ihr vielbeachtetes Debüt „Kukolka“, 2020 ihr Roman „Jägerin und Sammlerin“.

Ganna Grynivna ist Sängerin, Komponistin und Pianistin und lebt in Berlin. In unterschiedlichen Ensembles vereint sie Jazz mit ukrainischer Folklore, klassischer und experimenteller Musik und bringt damit ihre vielfältigen kulturellen Wurzeln zum Ausdruck.

Attila Muehl ist einer der aktivsten Jazzgitarristen Deutschlands. Er gibt weltweit Konzerte, arbeitet als Studiomusiker und hält Vorträge an Musikhochschulen und auf Jazzworkshops.

Yevgeniy Breyger ist ein aus Charkiw stammender Lyriker, Übersetzer und Herausgeber. Seine Gedichtbände „flüchtige monde“ (2016) und „gestohlene luft“ (2020) sind bei kookbooks erschienen. Er lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.

Pavel Franzusov ist ein aus der Ukraine stammender Filmemacher und Videokünstler, der seit vielen Jahre in Berlin lebt und in seiner Arbeit nach neuen Perspektiven auf gesellschaftliche Problemlagen sucht.

Spendenempfehlung: 8 Euro. Die Einnahmen des Abends gehen ohne Abzüge an Ukraine TrustChain.

Um Anmeldung bis zum 18. Mai 2022 wird gebeten: info (at) dagesh /Punkt) de

Ort: Ada Bar, Sonnenallee 100, 12045 Berlin

Die Tageszeitung DIE WELT hat am Freitag (06.05.2022) in einem Beitrag schwerwiegende Vorwürfe gegen Rabbiner Walter Homolka erhoben. Rabbiner Homolka hat am Freitagnachmittag in einer Stellungnahme mitgeteilt, seine Tätigkeiten in der Jüdischen Gemeinschaft ruhen zu lassen. Dies betrifft auch seine Ämter beim Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk e. V. Die stellvertretenden Vorsitzenden, Rechtanwältin Katarina Seidler und Rechtsanwalt und Notar a. D. Benno Bleiberg, übernehmen kommissarisch die Leitung von ELES e.V. Rechtsanwältin Katarina Seidler wird den ELES e.V. nach außen vertreten.

Das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk versteht sich als Ort, an dem Belästigung, Grenzüberschreitungen, Diskriminierung, Machtmissbrauch oder sexualisierte Gewalt nicht toleriert und mit Entschiedenheit verurteilt werden. Gleichzeitig weiß ELES, dass solche Bekundungen allein nicht ausreichen. ELES hat daher bereits vor Jahren Kommunikations- und Verhaltensstandards formuliert und Strukturen entwickelt, die es den Stipendiat*innen und Ehemaligen erleichtern sollen, sich mit Erfahrungen bzw. Kritik an das Studienwerk zu wenden sowie Unterstützung zu erhalten. Diese Strukturen werden laufend aktualisiert. Stipendiat*innen und Ehemalige, die im Kontext von ELES Erfahrungen machen oder gemacht haben, die einem professionellen Umgang widersprechen oder diesen behindern, können sich direkt an das ELES-Team oder die zuständige Ombudsperson wenden. Die Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme finden Stipendiat*innen und Ehemalige im Intranet von ELES (ELES/Net). ELES wird seine Strukturen des Safeguardings in den kommenden Wochen prüfen und ggf. überarbeiten.

„Es ist für mich und das ELES-Team von größter Bedeutung, dass ELES für seine Stipendiat*innen ein sicherer Ort ist. Wir wissen um unsere Verantwortung, Machtmissbrauch und sexualisierte Übergriffe zu verhindern und zu ahnden und nehmen diese Verantwortung sehr ernst. Wir sind seit Freitag mit den Stipendiat*innen, Ehemaligen, Beiratsvorsitzenden, Vertrauensdozent*innen, Vereinsmitgliedern und den Mitarbeiter*innen von ELES im engen Austausch über die aktuellen Ereignisse. Stipendiat*innen und Ehemalige, die im Kontext von ELES unangemessenes Verhalten erlebt haben, bitten wir, sich zu melden“, erklärt Jo Frank, Geschäftsführer von ELES.

„Mit Irritation, Bestürzung und Verärgerung haben wir den Artikel in DIE WELT zur Kenntnis genommen. Es werden Vorwürfe gegenüber Rabbiner Walter Homolka formuliert, die einer ernsthaften Prüfung bedürfen. Das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk nimmt den Kampf gegen sexualisierte Übergriffe und Machtmissbrauch in akademischen und künstlerischen Organisationen außerordentlich ernst. Wir als Beirat sind der Auffassung ausdrücklich und nachhaltig verpflichtet, dass entsprechende Vorfälle grundsätzlich ernst zu nehmen und umgehend aufzuklären sowie strukturell zu bekämpfen sind“, so Dr. Michal Or-Guil, Prof. Dr. Paula-Irene Villa Braslavsky und Prof. Dr. Frederek Musall, Vorsitzende des ELES-Beirats.

Aktualisierung (10.05.2022)

Seit dem Bekanntwerden der Vorwürfe haben mehrere Institutionen wie auch das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland intensive Gespräche darüber geführt, wie Fälle sexualisierter Belästigung und Machtmissbrauch institutionsübergreifend untersucht und ausgeschlossen werden können. In Abstimmung und mit ausdrücklicher Unterstützung der Institutionen wird der Zentralrat zeitnah eine Anwaltskanzlei beauftragen, eine umfassende Prüfung der Vorwürfe durchzuführen.

 

Aktualisierung (19.5.2022)

Die Kölner Rechtsanwaltskanzlei Wollschläger wird im Auftrag des Zentralrats der Juden in Deutschland die im Raum stehenden Vorwürfe der sexualisierten Belästigung und des Machtmissbrauchs am Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam untersuchen. Darüber hinaus werden die Gutachter auch in folgenden Institutionen tätig werden: der Leo Baeck Stiftung, dem Zacharias Frankel Kolleg, dem Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk, der Union Progressiver Juden und der Allgemeinen Rabbiner Konferenz. Die genannten Institutionen haben der Untersuchung ausdrücklich zugestimmt.

 

Die Kanzlei wird sowohl Verantwortungsträger, Mitarbeiter wie auch potenzielle Opfer oder andere Betroffene befragen. Die Anonymität der Aussagen bleibt gewahrt, wenn dies im Gespräch vereinbart wurde. Betroffene oder Zeugen können sich direkt bei der Kanzlei melden:

 

Tel.: 0152 / 59 63 90 83 (wochentags von 8 – 18 Uhr)

Mail: untersuchung@gw-strafrecht.de

 

Weitere Informationen zur Safeguarding-Reform des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks

 

Am 16. Mai 2022, 19 Uhr, diskutieren Erica Zingher (Journalistin), Lena Gorelik (Autorin) und Marlene Schönberger (MdB Bündnis90/DIE GRÜNEN) mit Dr. Maja Vataman (ELES) im Münchner Künstlerhaus (Lenbachplatz 8, 80333 München) über „Antislawismus, Antisemitismus und die Gegenwart des Krieges“. Das Gespräch wird zeitgleich auf der Facebookseite von ELES gestreamt. Die Veranstaltung ist kostenfrei, eine Anmeldung ist weder für die Präsenzveranstaltung noch für den Livestream nötig.

INFOS ZUR VERANSTALTUNG:

Seit über zwei Monaten führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Millionen von Menschen sind auf der Flucht, Hunderttausende suchen in der Bundesrepublik Schutz. Sie kommen in ein Land, in dem der Blick auf Osteuropäer*innen von Vorurteilen geprägt ist und eine Aufarbeitung von antiosteuropäischem und antislawischem Rassismus kaum stattgefunden hat.

Der Krieg hält auch den jüdischen Gemeinden in Deutschland schonungslos einen Spiegel vor. Wurde jahrzehntelang nur von „den Russen“ als monolithischem Block gesprochen und der Auseinandersetzung mit der Diversität jüdischer Gemeinden ausgewichen, muss jetzt auf die Spannungen und Spaltungen in den Gemeinden reagiert werden. Auch in jüdischen Institutionen wurde versäumt, postsowjetische Stimmen anzuerkennen, ihre Marginalisierung zu bekämpfen und Differenzen zu akzeptieren. In diesen Auseinandersetzungen spiegelt sich der Antislawismus der Gesamtgesellschaft. Kann jetzt eine ernsthafte Auseinandersetzung mit antislawischem Rassismus gelingen? Wie kann verhindert werden dass die unbürokratische Gestaltung der Zuwanderung von Juden*Jüdinnen aus der Ukraine und die Aufnahme vieler Frauen und Kinder als Wiedergutmachung empfunden wird, die eine ernste Auseinandersetzung mit Antisemitismus und Rassismus im Land erschwert?

Unsere Gäste:
Erica Zingher hat Europäische Ethnologie und Gender Studies in Berlin sowie Osteuropastudien in Hamburg studiert. Thematisch beschäftigt sie sich insbesondere mit Demokratie und Zivilgesellschaft in Russland und Osteuropa. Journalistische Stationen unter anderem bei Spiegel Online und ZEIT Online. Heute arbeitet sie als Redakteurin für Gesellschaft und Medien bei der taz und als freie Podcasterin.

Lena Gorelik, geboren in Sankt Petersburg, kam 1992 mit ihrer russisch-jüdischen Familie als „Kontingentflüchtling“ nach Deutschland. Gorelik hat nach ihrer Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München Osteuropastudien studiert. Die Autorin und Essayistin wurde u. a. mit dem Bayerischen Kunstförderpreis, dem Ernst-Hoferichter-Preis und dem Förderpreis Friedrich-Hölderlin-Preis ausgezeichnet. Gorelik schreibt Essays und Reportagen u. a. für DIE ZEIT und die Süddeutsche Zeitung. Ihr jüngster Roman „Wer wir sind“ erschien 2021 im Rowohlt Verlag.

Marlene Schönberger ist seit 2010 Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen. 2018 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bayerischen Landtag, von 2019 bis 2021 Vorsitzende des Vereins Queer in Niederbayern. Seit 2021 ist sie Mitglied des Deutschen Bundestags. Ihre Themenschwerpunkte sind u. a. Verschwörungstheorien, Populismus, Antisemitismus und LGBTIQ+-Rechte.

Moderation:
Dr. Maja Vataman studierte Soziologie an der Ruprecht-Karls Universität Heidelberg und Public Policy an der Hertie School of Governance. Im Rahmen Ihrer Dissertation beschäftigte sie sich mit Identitätskonstruktionen von aus der ehemaligen Sowjetunion stammenden jüdischen Jugendlichen. Seit 2021 leitet sie das Programm „Nie wieder!? Gemeinsam gegen Antisemitismus & für eine plurale Gesellschaft“ des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks.

Eine Veranstaltung im Rahmen von „Nie wieder!? Gemeinsam gegen Antisemitismus & für eine plurale Gesellschaft“. Das Programm des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks (ELES) fördert den gemeinsamen Kampf gegen Antisemitismus und für eine offene und plurale Gesellschaft.

 

Am 1. April 2022 hat ELES die 1000 Stipendiatin in die Förderung aufgenommen. rbbKultur hat das Jubiläum zum Anlass genommen, mit Jo Frank, Geschäftsführer von ELES, sowie den ehemaligen Stipendiat*innen Dr. Anastassia Pletoukhina und Jonas Fegert zu sprechen und das Begabtenförderungswerk vorzustellen:
 
„Obwohl eigentlich noch jung, ist ELES schon heute ein wichtiger Diskursraum und ein Netzwerk für junge jüdische Akademiker*innen mit ganz verschiedenen Profilen. (…) Jüdischkeit in aller Vielfalt zu fördern, dieses Konzept geht offensichtlich auf.“
 
Hier der Link zum Hören (ab Minute 4:41) des Beitrages von Kirsten Dietrich.
 
 

Die neue Spezial-Ausgabe der Zeitschrift HERDER Korrespondenz (April 2022) beschäftigt sich mit dem Thema „Die Kirche und ihre Caritas“. ELES-Rabbiner Maximilian Feldhake schreibt in einem Gastbeitrag über Tikkun Olam und Zedaka und erzählt, was jüdische Organisationen wie die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland oder auch ELES in diesen Monaten tun, um vom Krieg betroffenenen Ukrainer*innen zu helfen und ihr Leid zu lindern: „Die Beiträge dieser Organisationen werden den Krieg nicht beenden können – aber sie können für die Betroffenen lebensentscheidend sein. Jeder Akt der Menschlichkeit zählt, jede Geste der Gastfreundschaft kann ein Leben retten. Alles, was wir jetzt tun – egal wie umfangreich – ist ein Ausdruck der tiefsten Zedaka.“

Den Artikel hier lesen.

Rabbiner Maximilian Feldhake ist Absolvent des Abraham Geiger Kolleg und Alumnus des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks (ELES). Der gebürtige Amerikaner ist 2012 nach Deutschland gekommen, um sich zum Rabbiner ausbilden zu lassen. Seit Anfang 2021 arbeitet er als Projektleiter des Jewish Future Forum von ELES. Seit Dezember 2020 ist Feldhake der neue Gemeinderabbiner in der jüdischen Gemeinde Celle.

Im Rahmen des ELES-Programms „Nie wieder!? Gemeinsam gegen Antisemitismus & für eine plurale Gesellschaft“ fand unter dem Titel „Die Zukunft der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und Europa“ das erste Netzwerktreffen gegen Antisemitismus und für eine offene Gesellschaft statt. Ziel des Zusammenkommens war es, ein plurales Netzwerk zum Austausch über unsere gemeinsame Gegenwart und Zukunft zu bilden. Dabei stand der Austausch zwischen Stipendiat*innen und Ehemaligen von ELES sowie politischen Entscheidungsträger*innen im Vordergrund.

Das Netzwerktreffen, an dem jüdische Aktivist*innen, Vertreter*innen zivilgesellschaftlicher Institutionen und Initiativen sowie Mitglieder des Bundestages teilnahmen, ermöglichte intensive Gespräche um vielfältigste jüdische Perspektiven. Der ungewöhnliche Veranstaltungsort, die Ada Bar in Berlin-Neukölln, bot ein Setting jenseits gewohnter Formate, das Offenheit, Vertrauen und Gestaltungswillen bei den Gästen mit ermöglichte. Den Einstieg bot die von ELES-Geschäftsführer Jo Frank moderierte Paneldiskussion mit ELES-Alumnus Benjamin Fischer (Alfred Landecker Foundation) und ELES-Stipendiatin sowie Vizepräsidentin der JSUD Hanna Veiler.

Foto: Olena Krasnokutska.

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